Integres und regelkonformes Verhalten sind für den Erfolg und die Resilienz unseres Unternehmens von zentraler Bedeutung. Deshalb haben wir Integrität zu einem wesentlichen Element unserer Konzernstrategie NEW AUTO gemacht. Integrität ist damit gleichrangig mit der Qualität unserer Produkte, unseren finanziellen Kennzahlen und der Zufriedenheit unserer Kunden. Mit der Umsetzung unseres Integritätsprogramms und den Konzerngrundsätzen, die eine Orientierung für das tägliche werteorientierte Handeln aller Mitarbeiter bieten, haben wir wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Wir wollen auf diesem Gebiet Vorbild sein und so das Vertrauen unserer Mitarbeiter, Kunden, Anteilseigner und Partner stärken – der heutigen wie der zukünftigen. Integrität und Compliance sollen den Kern unseres unternehmerischen Handelns bilden, auch in der Transformation vom Fahrzeughersteller zum Anbieter nachhaltiger Mobilität. Dafür setzen wir in allen Bereichen verbindliche Standards.
Die Key Initiative „Integrity Program“ ist Bestandteil des Together4Integrity Programms. Sie hat zum Ziel, das Verständnis von Integrität und ihrer Bedeutung als Grundlage unternehmerischen Handelns im Volkswagen Konzern bei allen Mitarbeitern und Führungskräften zu schärfen und eine Kultur zu schaffen, in der integres Verhalten nicht nur durchgängig möglich ist, sondern auch als selbstverständlich erachtet wird. Damit verbunden ist die Forderung eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern, eine Erhöhung der Transparenz von Entscheidungsgründen und die Stärkung der Bereitschaft, Fehlentwicklungen und Risiken auch gegenüber Vorgesetzten zu thematisieren. Integrität ist für uns ein Kernelement professionellen Verhaltens und nur auf dieses zielen wir ab: Es geht darum, in einer gegebenen Lage das Richtige zu tun.
Als Grundlage unternehmerischen Handelns muss Integrität auf allen Ebenen wirken. So ist sie für alle Entscheidungen des Vorstands ein obligatorisches Kriterium: Jede Vorstandsvorlage muss eine Stellungnahme des verantwortlichen Fachbereichs dazu enthalten, auf welche Weise der angestrebte Beschluss und seine Folgen mit der Integrität und Compliance des Unternehmens im Einklang stehen, beziehungsweise ob und welche Integritäts- oder Compliance-Risiken damit verbunden sind und wie sie verringert werden können. Auf die gleiche Weise ist Integrität auch als Kriterium für Entscheidungen der Vorstände der einzelnen Konzernmarken und -gesellschaften festgeschrieben.
Das Integritätsprogramm will darüber hinaus Integrität als strategischen Erfolgshebel und Steuergröße für Entscheidungsprozesse in allen Marken und Gesellschaften verankern und dazu beitragen, die Integritätskultur zu stärken. Zu seinen wichtigsten Instrumenten zählen dialogorientierte Kommunikationsmaßnahmen und Veranstaltungsformate.
Eine weitere Initiative in 2021 zielte darauf ab, Mitarbeiter und Führungskräfte als Merkmal integren Handelns weiter darin zu bestärken, ihre Entscheidungsspielräume wahrzunehmen, unternehmerisch zu denken und lösungsorientiert zu handeln, um die Transformation des Unternehmens auch in kultureller Sicht voranzutreiben.
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FUNDAMENT UNSERES HANDELNS
Integrität heißt für uns, im beruflichen Umfeld aus eigener Überzeugung das Richtige tun. Dazu gehört die Standhaftigkeit, an diesem Grundsatz festzuhalten – unabhängig von ökonomischem oder sozialem Druck. Integrität ist eine Haltung. Sie vermittelt einen inneren Kompass für richtiges Handeln. Dies wird in Grauzonen entscheidend, wenn explizite Regeln fehlen oder Zielkonflikte bestehen.
Neben der persönlichen Integrität setzen wir auf organisationale Integrität. Sie beruht auf der Verankerung von Integrität in Prozessen und Entscheidungen des Unternehmens und bietet Menschen einen festen Interaktionsrahmen. In einer dritten Dimension begreifen wir Integrität als immaterielles Unternehmensvermögen: Sie stärkt das Vertrauen unserer Stakeholder und macht uns attraktiver für Investoren, Kunden und Mitarbeitende.
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INTEGRITÄT IM STIMMUNGSBAROMETER
Die Möglichkeit integren Verhaltens jedes Einzelnen ist eine explizite Frage im Stimmungsbarometer, der jährlichen Befragung aller Mitarbeiter des Konzerns. Die Frage lautet: „In unserer Organisationseinheit ist es jedem möglich, sich integer zu verhalten“. Steht diese Möglichkeit in einer bestimmten Organisationseinheit aus Sicht der Mitarbeiter in Frage, muss die jeweilige Führungskraft gemeinsam mit dem Team die möglichen Hemmnisse identifizieren und ausräumen. Die Frage wurde 2017 erstmals im Stimmungsbarometer gestellt und zählt seitdem zu den drei Fragen mit der höchsten Zustimmung, wobei sich der Wert verbessert hat. Um den Begriff der Integrität mit Leben zu füllen und für die Mitarbeiter plastisch zu machen, was integres Verhalten im Arbeitsalltag bedeutet, wurden die sogenannten Verhaltensanker entwickelt. Sie dienen als praktische Handlungsleitlinien und geben zugleich eine normative Erwartung vor, was im Volkswagen Konzern als „richtiges Verhalten“ gilt.
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INTEGRITÄT ALS FÜHRUNGSAUFGABE
In ihrer Rolle als Vorbilder sind die Führungskräfte einer der größten Einflussfaktoren auf das Verhalten der Mitarbeiter. Um diese Vorbildfunktion weiter zu stärken und ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln, wurde 2019 unter anderem das „Role Model Program 2.0“ zur Forderung einer dialogorientierten und distanzabbauenden Zusammenarbeit eingeführt. Die Führungskräfte sollen befähigt werden, im eigenen Team für eine offene Diskussionskultur zu sorgen, in der Risiken oder Zielkonflikte ohne Angst vor Sanktionen besprochen werden können und Mitarbeiter dazu ermuntert werden, ihre Fragen und Ideen einzubringen. Führungskräfte haben über ihr eigenes Handeln hinaus aber auch die Aufgabe, bei ihren Mitarbeitern gezielt das richtige Verhalten zu fördern und zu fordern. Unterstützung wird ihnen dabei unter anderem durch Formate gegeben, die über den sogenannten Stimmungsbarometer-Methodenkoffer bereitgestellt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Schulung der Fähigkeit, integre Entscheidungen zu treffen. Dafür wurden spezifische Trainingsmodule für alle Führungsebenen entwickelt. Seit Ende 2021 sind sie in alle obligatorischen Management-Qualifizierungsprogramme der Volkswagen AG integriert.
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AKTIVE ROLLE DER MITARBEITER
Besonders wichtig sind auch die Motivierung und die Aktivierung unserer Mitarbeiter. Deshalb sorgt das Integritätsprogramm für permanente Sichtbarkeit des Themas durch kontinuierliche Kommunikation sowohl in Mitarbeitermedien als auch im persönlichen Austausch. So wird über das Integritätsprogramm regelmäßig auf Betriebsversammlungen, in einzelnen Abteilungen, vor Vertrauensleuten oder auch Auszubildenden informiert. Die T4I-Perception-Workshops werden ebenfalls als Plattformen für den Austausch zu Integrität und Compliance genutzt. Ziel ist es, den Mitarbeitenden die zentrale Bedeutung von Integrität zu vermitteln, Integrität im Arbeitsalltag sicht- und greifbar zu machen und sie darin zu unterstützen, sich im Arbeitsalltag integer zu verhalten. Von zentraler Bedeutung sind aber auch die Menschen, die das Thema Integrität von sich aus vorantreiben, in die Strukturen des Unternehmens hineintragen und lebendig halten: die Integritätsbotschafter.
In ausgewählten Abteilungen werden durch das Integritätsprogramm über dies sogenannte Centers of Excellence gebildet, die zur vertieften, abteilungsspezifischen Auseinandersetzung mit dem Thema Integrität dienen. Die von den Mitarbeitern erarbeiteten Veränderungsmaßnahmen werden später auf ihre Übertragbarkeit auf andere Abteilungen geprüft und, sofern geeignet, konzernweit als Best Practices empfohlen.
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INTEGRITÄT IM PERSONALMANAGEMENT VERANKERN
Ein weiterer Schwerpunkt der Aktivitäten liegt darin, Integrität in möglichst viele HR-Prozesse zu integrieren. So ist Integrität seit 2019 zum Beispiel ein Kriterium in Einstellungsverfahren und in der Personalentwicklung bei Führungskräften. Zudem wurde Integrität als erforderlicher Bestandteil der leistungsorientierten Vergütung vom Vorstand bis zur Management-Ebene berücksichtigt. Zielgruppenspezifische Schulungs- und Präsentationsunterlagen kommen zur Information und Befähigung neuer sowie bestehender Mitarbeiter zum Einsatz. Seit 2020 ist Integrität obligatorisches Thema in den Mitarbeitergesprächen, wofür die definierten Verhaltensanker den Bezugsrahmen bilden.
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FORTSCHRITTE MIT DEM INTEGRITÄTSINDEX MESSEN
Neben dem Stimmungsbarometer setzen wir unter anderem auch den Integritätsindex ein, um unseren Fortschritt bei Integrität und Compliance zu messen. Der Index wurde in Kooperation mit dem Inhaber des Peter-Löscher-Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsethik an der Technischen Universität München (TUM) entwickelt und bildet die Integrität einer Organisation umfassend ab. Der Index ist branchenübergreifend und global ausgerichtet sowie von hoher wissenschaftlicher Validität und bezieht etablierte Rahmenwerke wie die der ECI und der Global Reporting Initiative (GRI) ein. Der Index deckt Schwachstellen bei Integritäts- und Compliance- Themen auf und macht Änderungen im Denken und Verhalten von Führungskräften und Mitarbeitern sichtbar. Wir haben den Integritätsindex 2019 als Pilotprojekt bei den Marken Volkswagen Pkw Deutschland und AUDI AG (deutsche Standorte) gestartet. Dabei wurden über 100 Messpunkte in den Kategorien Compliance/Infrastruktur, Betriebsklima/Integritätskultur, Produkte/Kunden, Gesellschaft sowie Partner/Markte von Experten der Wirtschaftsethik erhoben und ausgewertet. Die Analyse basierte sowohl auf internen Quellen wie Mitarbeiterbefragungen, Richtlinien und Management-Interviews als auch auf externen Daten wie internationalen Datenbanken und Interviews mit Fachexperten. Die beiden untersuchten Marken Volkswagen Pkw und AUDI AG zeigen insgesamt ein gutes Integritätsniveau auf. Die Detailresultate signalisierten jedoch an verschiedenen Stellen Handlungsbedarf.
Auf Beschluss des Vorstands wurden die gewonnenen Erkenntnisse in einem strukturierten Folgeprozess genutzt, um gemeinsam mit den jeweiligen Fachbereichen Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten und umzusetzen. Das erneut durchgeführte Assessment im Jahr 2021 zeigte eine Index-Verbesserung sowohl bei Volkswagen Pkw Deutschland als auch bei Audi Deutschland. Dazu trugen bei beiden Marken Zugewinne in den Kategorien Compliance/Infrastruktur, Betriebsklima/Integritätskultur, Produkte/Kunden sowie Gesellschaft bei.