Die Organisation betrieblicher Mobilität kann in solch volatilen Zeiten wie unseren schnell zum Hürdenlauf werden.
Doch wie lässt sich das Level an Komplexität im Tagesgeschäft von Flottenbetreibern wirksam senken? Wir sprachen hierzu mit Thomas Rennebaum, dem Leiter der Volkswagen Group Fleet International¹⁾.
Thomas, Du leitest seit März 2021 die Volkswagen Group Fleet International. Wir lehnen uns wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir sagen: Es gab schonmal ruhigere Zeiten, um einen Job mit so viel Verantwortung anzutreten …
Da lehnst Du Dich definitiv nicht zu weit aus dem Fenster. Es fing ja quasi schon im Ausnahmezustand an: Corona war im Frühjahr 2021 gerade in der Hochphase, parallel ereignete sich die folgenreiche Havarie im Suezkanal – und im Zuge von Naturkatastrophen mussten auch noch verschiedene Halbleiterfabriken weltweit ihre Produktion drosseln oder sogar einstellen. Als dann endlich wieder Land in Sicht war, stellte der Ukraine-Krieg erneut alles auf den Kopf. All diese Einflussfaktoren wirkten und wirken sich massiv auf die Mobilitätsversorgung unserer internationalen Flottenkunden aus.
Also business as unusual im besten Sinne. Da stellt sich die Frage, wie Du und Dein Team unter solchen Bedingungen auf die Kunden zugehen …
Das tun wir als Volkswagen Group Fleet International vor allem, indem wir Druck aus der Sache nehmen – Stichwort Mobilitätsversorgung. Dabei suchen wir gemeinsam mit den Importeuren und lokalen Volkswagen Financial Services Tochtergesellschaften in den jeweiligen Ländern nach alternativen Lösungen, um die Flottenmobilität sicherzustellen. Hier profitieren Fuhrparkbetreiber von unserer Markenvielfalt; sollte beispielsweise ein Neufahrzeug in der gewünschten Konfiguration aktuell nicht verfügbar sein, unterbreiten wir dem Kunden individuelle Vorschläge. Wir können seine Mobilität bei Bedarf aber auch sicherstellen, indem wir die Verträge von Fahrzeugen verlängern, die im Volkswagen Konzern geleast wurden. Ein großer Vorteil für unsere internationalen Kunden ist dabei, dass sie einen Key Account Manager bei der Group Fleet International haben, der als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung steht! Für unsere nationalen Großkunden übernimmt diese Rolle wiederum der Großkundenberater in den Autohäusern.
Geht es um Elektrofahrzeuge, um Ladeinfrastruktur, grünen Strom, Consulting, Energiemanagement … zu all diesen Aspekten haben wir die Expertise im Volkswagen Konzern – und bringen sie als Volkswagen Group Fleet International unkompliziert zu den multinationalen Flottenkunden.
Kannst Du Eure Rolle etwas spezifizieren?
Nehmen wir das Beispiel der Tenderausschreibung eines internationalen Kunden, der in 10, 50, 100 oder mehr Ländern eine multinationale Flotte betreibt. In diesem Fall prüfen wir unter anderem die Fahrzeugverfügbarkeit zusammen mit unseren Importeuren und koordinieren die Erstellung der Angebote aus den jeweiligen Märkten für den gesamten Fuhrpark. Aufgrund der Vielzahl an Märkten, Marken und Ansprechpartner haben wir den kompletten Tenderausschreibungsprozess übrigens digitalisiert. Dies ermöglicht es uns, unseren Großkunden in der von Ihnen gesetzten Frist eine qualitativ hochwertige, zentrale Rückmeldung über alle Marken und Märkte zu geben.
Gilt dies auch für die Leasingverträge?
Nein, wir von der Group Fleet International machen – wie man so schön sagt – nur „das Blech“. Die Leasingverträge schließen dann unsere Kolleginnen und Kolleginnen der Volkswagen Financial Services ab.
Bleiben wir beim Thema Ausschreibungen: Welche Trends in der Beschaffungsstrategie großer, internationaler Flotten lassen sich aktuell ausmachen?
Natürlich unterscheidet sich die Bedürfnislage von Unternehmen zu Unternehmen und Land zu Land nach wie vor stark. Trotzdem lässt sich generell feststellen: Das Thema Elektrifizierung und CO₂-Reduktion steht allerorts weit oben auf der Prioritätenliste. Und selbst wenn es zum Beispiel infrastrukturell in vielen Ländern noch Nachholbedarf gibt, bin ich fest davon überzeugt: Batterieelektrischen Fahrzeugen wird auch im Fuhrpark die Zukunft gehören.
Nicht alle Flottenverantwortlichen kennen sich bis ins Detail mit dem gesamten Ökosystem einer Flottenelektrifizierung aus. An wen kann man sich bei Euch wenden?
Wir bieten diese Dienstleistung unseren europäischen Flottenkunden in der Tat als ganzheitliches Angebot mit gemeinsamen Partnern aus dem Volkswagen Konzern an. Das Ganze nennt sich „Electrification-as-a-Service“. Der modulare 360°-E-Consulting-Ansatz bietet alles, was Firmen für die Elektrifizierung ihres Fuhrparks benötigen, aus einer Hand: Fuhrparkanalyse, Fahrzeug- und Dashboardauswahl, maßgeschneiderte Finanzierungs- und Leasingangebote sowie natürlich Ladeinfrastruktur und Load Management. Die Module können einzeln gewählt oder miteinander kombiniert werden. Im deutschen Markt wird die Beratung wiederum über die Key Account Manager der Volkswagen Leasing GmbH übernommen.
Viele Firmen befassen sich seit einiger Zeit zudem verstärkt mit sogenannten Mobilitätsbudgets …
Ganz richtig – das ist die zweite übergreifende Entwicklung, die wir bei den Flottenkunden beobachten. Gerade in urbanen Zentren ist der eigene Dienstwagen bei Weitem nicht mehr so ein „Selbstläufer“ wie zu früheren Zeiten. Immer mehr Beschäftigte arbeiten verstärkt im Homeoffice, möchten den ÖPNV nutzen oder auf flexible Mietwagenangebote zurückgreifen. Hier sind Mobilitätsbudgets ein ideales Mittel für Unternehmen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wortwörtlich alle Wege offen zu halten.
In welcher Rolle siehst Du hier die Group Fleet International?
Um beim Bild der Rolle zu bleiben: gewissermaßen auf dem Regiestuhl. Wir koordinieren die Ressourcen innerhalb des Konzerns und reduzieren auf diese Weise die Komplexität für unsere Flottenkunden. Im Falle der Mobilitätsbudgets reicht das bis hin zu Dingen, die man im ersten Moment vielleicht gar nicht mit einem Automobilunternehmen in Verbindung bringen würde – wie etwa dem Dienstfahrrad-Leasing.
Abschließend eine Frage, die vermutlich einem Blick in die Glaskugel gleicht: Wann wird sich die Liefersituation wieder entspannen. Kannst Du uns da eine Perspektive geben?
Bei den Vorprodukten – speziell den Halbleitern – ist die Lage nach wie vor kompliziert. Wir rechnen aber ab dem zweiten Halbjahr 2023 mit einer deutlichen Entspannung, sodass wir uns dann mit voller Kraft der Abarbeitung des Auftragsbestands widmen können.
Aktuelles zum Thema
¹⁾Die Volkswagen Group Fleet International ist eine Einheit der Volkswagen Financial Services AG und führt das Großkundengeschäft im Auftrag der Volkswagen AG durch.
Stand: 13.3.2023
© Volkswagen AG